Leben ist nicht immer fair, das hat Alice früh lernen müssen. Zu ihrem leiblichen Vater besteht kaum Kontakt, der Mann, der sie großgezogen hat ist früh verstorben und zu allem Überfluss hängt ihre Mutter seit Jahrzehnten an der Flasche und hat die Kindheit der 22-Jährigen und ihrer beiden Schwestern damit ziemlich in den Sand gesetzt. In Vancouver wollte sie neu anfangen, hat sich aber am Ende mit ihrem Herzchen an die falschen Leute gehangen und ist nun dabei die Scherben wieder aufzukehren, nachdem ihr genau dieses gebrochen wurde. Man könnte meinen so ein bisschen Liebeskummer wäre schnell zu überwinden, aber nicht wenn man weiß, was in der Zeit alles für Scheiße vorgefallen ist. 'So ein bisschen' Liebeskummer kann mehr anrichten als es auf den ersten Blick scheint und sich wieder aufzurappeln ist verdammt schwer.. da war der griff zur Flasche viel einfacher. Wie schnell die jedoch abhängig machen konnte, hätte Alice bewusst sein müssen, aber hey.. sie hat sich doch selbst immer gesagt sie würde nicht wie ihre Mutter enden. Die Erkenntnis das sie auf dem besten Weg dahin ist hat sie schlussendlich dazu bewegt sich der Gruppe anzuschließen bevor ihre Freunde die Drohung, sie in einen Entzug zu stecken, doch noch wahr machen.

Niemals hättest du gedacht das dein Leben so aus den Fugen gerät, schließlich hattest du schon früh die perfekte Frau gefunden. Ihr wart füreinander geschaffen, habt geheiratet und zusammen zwei wunderschöne Töchter bekommen die dein ganzer Stolz waren. Du hattest einen gutbezahlten Büro-Job, fuhrst ein mittelständiges Auto und konntest deiner Familie ein kleines Häuschen am Stadtrand ermöglichen. Alles war gut, alles perfekt bis zu dem Tag an dem deine ältere Tochter mit gerade einmal acht Jahren an Krebs erkrankte und alle Alternativen Therapien, nachdem die Chemo nicht anschlug, die du und deine Frau ihr ermöglichen wollten euer gesamtes Erspartes auffraß. Du hast einen Weg gesucht anders an Kohle zu kommen, bist dabei in die falschen Kreise gerutscht und kurz bevor deine Tochter an ihrer Krankheit verstarb hat man dich erwischt und für einige Jahre hinter Gitter gebracht. Nach deiner Entlassung hast du deine Frau aufgesucht, die jedoch wollte dich weder sehen noch irgendwelche Erklärungen, genauso wenig wollte sie das du die andere, noch lebende Tochter, sehen oder sprechen durftest. Das zog dir die Füße unter dem Boden weg, du hast angefangen zu Trinken und dich in die Drogen zu retten und vielleicht wärst du an dem Dreck auch irgendwann eingegangen, wenn dich nicht einige Monate nachdem dich deine Frau vom Hof gescheucht hat, die Nachricht erreicht hätte das diese bei einem Unfall verstorben war und dein kleines Mädchen ihren Vater, den sie kaum kennt, noch mehr braucht als je zuvor. Das Jugendamt überlässt einem straffälligem Mann ohne Job und mit Suchtproblemen so ein Kind natürlich nicht einfach so, aber du darfst sie sehen und kennenlernen und das hat dir die Kraft gegeben dir nicht nur einen neuen Job zu suchen sondern auch deinen Arsch in den Entzug und danach in die Selbsthilfegruppe, die dir vor allem dabei helfen soll, von jeder Scheiße Clean zu bleiben. Die Gruppe ist im Augenblick, neben deiner Tochter, der einzige Halt & du beschützt jeden einzelnen von ihnen. Nur lässt sich die Vergangenheit nicht so einfach streichen & auch nicht die Menschen aus deinem Leben, die dich damals ins verderben gestürzt haben. 

Dir muss keiner erzählen wie hart das Leben sein kann - du bist seitdeinem zweiten Lebensjahr im Heim aufgewachsen und hast dort mit der Zeit gelernt dich auch als Frfau in der Gesellschaft durchzuschlagen. Nicht wortwörtlich, von körperlicher Gewalt hältst du, nachdem du diese in deinem Leben oft genug selbst erfahren musstest, nicht viel und stattdessen gehst du Problemen lieber aus dem Weg oder begegnest Ihnen mit durchdachten Worten. Mit knapp dreizehn Jahren, hast du dann in einer Nacht und Nebelaktion deine Sachen gepackt und bist in die weite Welt geflohen oder besser gesagt, unter die nächste freie Brücke denn ohne Geld kommt man nicht weit. Dein Glück war dir allerdings wenige Tage später hold, als dich eine ältere Frau entdeckte und dich aus einem dir unbekannten Grund zu sich Nachhause eingeladen. Naiv warst du nie und doch bist du ihr gefolgt. Es stellte sich schnell heraus das die Frau Künstlerin war, das du ihr aufgefallen warst wegen den Kugelschreiber Zeichnungen auf deinem Arm, die du aus Langeweile heraus gekritzelt hast. Die Alte nahm dich bei sich auf, schickte dich zur Schule und förderte in deiner Freizeit, dein unbestreitbares künstlerisches Talent. Als du achtzehn wurdest, hast du begonnen dein Talent in Geld umzuwandeln, Bilder nach Aufträgen gezeichnet, deine Kunst überall angeboten und verkauft - wohnen geblieben bist du bei der Frau, die inzwischen gute Freundin und Ersatzmutter für dich geworden war. Und vielleicht würdest du heute immer noch dort wohnen, wenn sie nicht vor einigen Jahren verstorben wäre, was dich in ein tiefes Loch gerissen hat aus dem du versucht hast dich mit Hilfe des Alkohols wieder rauszuziehen. Das dass nicht funktioniert hat dir erst der Barkeeper klar machen müssen, der dir in deinem Lieblingsclub ein lebenslanges Hausverbot beschert hat - weil er dich mochte und nicht wollte das du dich in den Tod trinkst. Seitdem hockst du regelmäßig bei den Treffen der Gruppe, die du, irgendwie magst. Allerdings hast du dir geschworen emotional niemanden mehr zu nah an dich heranzulassen & lieber zu rebellieren.

Du bist äußerlich eine wahre Schönheit, hinter der sich ein kluges Köpfchen und ein großes am rechten Fleck Herz befinden. Es gibt niemanden der dich nicht mag, niemanden der vermuten würde das dein Leben nicht so perfekt ist, wie es scheint. Du möchtest auch gar nicht, dass es schafft, einer hinter die Fassade in dein Inneres zu schauen. Du möchtest nicht für deine Fehler, sondern für deine Erfolge gesehen werden. Schließlich hast du hart dafür gearbeitet an die Führungsposition eines angesehenen Modemaganzins zu gelangen. So hart das nicht nur deine Ehe zu deiner Jugendliebe vor Jahren zerbrochen ist, sondern auch der gemeinsame Traum vom Haus und Kindern. Dabei hattest du schon immer das starke Bedürfnis eine Mutter sein zu wollen und aus Frust darüber hast du irgendwann angefangen zur Flasche zu greifen und dich tiefer in der Arbeit zu vergraben. Lief auch alles eine ganze Zeit lang verdammt gut, nur das die Sache, mit der Flasche, langsam aus dem Ruder gerät und du spürst wie schlecht es dir sowohl ohne als auch mit geht. Aus Angst nun auch noch deine Karriere zu gefährden nimmst beschließt du dich der anonymen Gruppe anzuschließen. Inzwischen bist du einige Monate dabei und hast in den Leuten dort, auch wenn ihr alle nicht unterschiedlicher sein könntet, das Gefühl nicht nur gleichgesinnte sondern eine Familie gefunden zu haben und lässt das die anderen auch spüren in dem du sie mit deiner endlosen Zuneigung überschüttest, die du ursprünglich einmal für deine zukünftigen Kindern aufgespart hattest. Aber die Hoffnung hast du eh schon lange begraben. Genauso wie die Hoffnung das dich nochmal ein Mann lieben könnte, wie auch? Du bist es, in deinen eigenen Augen, nicht wert.

Wie oft wurdest du in deinem Leben schon als arrogantes Arschloch beschimpft? Täglich seitdem du denken kannst? Sollte hinkommen, die Mühe es abzustreiten machst du dir allerdings gar nicht erst denn die Leute liegen damit gar nicht so falsch - du bist arrogant und interessierst dich nicht für die Menschen um dich herum. Du bist der Hauptdarsteller in deinem eigenen Film, du machst worauf du Bock hast und lässt dir dabei nur selten reinreden. Du bist nun mal so groß geworden, das typische rich kid, keiner kann dir das Wasser reichen und du kannst alles erreichen was du möchtest. Schließlich bist du nicht nur reich sondern auch ausgesprochen intelligent. Auch deine Eltern, welche dir deinen ausschweifenden Lebensstil mit ihrem Vermögen überhaupt erst ermöglichen, haben kaum noch Einfluss und Kontrolle über dich. Das hatten sie nie, kein Wunder also das du schon relativ früh in Kreise gerutscht bist die dich zu  Alkohol und Drogen gebracht haben, ohne die du inzwischen kaum noch einen Tag aushältst. Das wider rum entgeht deinen Eltern nicht, die nun ihre letzte Chance sehen die Reißleine zu ziehen und dir damit drohen das Geld zu streichen und dich in einen geschlossenen Entzug zu schicken, wenn du das Problem nicht in den Griff bekommst. Das passt dir, kurz vor der Beendigung deines Studiums ganz und gar nicht, weswegen du dich widerwillig darauf einlässt die anonyme Gruppe zu besuchen. Das du auf die Leute dort keinen Bock hast, zeigst du denen dabei schon vom ersten Tag an. Aber ohne wirst du nie die große Karriere machen, die du dir so herbeisehnst.